Grafik von Frauensilhouetten und dem NRW-Wappen

Luftverschmutzung und Schadstoffen auf der Spur: Katharina Kohse-Höinghaus

Katharina Kohse-Höinghaus wird am 18. Dezember 1951 in Hagen geboren. Die Chemikerin, Seniorprofessorin für Physikalische Chemie an der Universität Bielefeld, ist eine vielfach geehrte, international herausragende Wissenschaftlerin. 

Als Pionierin auf ihrem Gebiet klärt sie mit ihren Arbeiten grundlegende chemische Prozesse bei der Verbrennung und Energieumwandlung auf. Ihre Forschung ist geprägt durch die interdisziplinäre Verbindung von experimentellen und theoretischen Ansätzen sowie durch die Entwicklung neuer Messtechniken.

Über eine Fachdisziplin hinaus – Exzellenz und Forschungsschwerpunkte

Katharina Kohse-Höinghaus wird bereits in ihrer Jugend im Ruhrgebiet mit Luftverschmutzung konfrontiert. Die Aufklärung der chemischen Reaktionen, die zu Luftschadstoffen führen, und Wege zu ihrer Vermeidung beschäftigen sie während ihres gesamten Forscherlebens. Dabei wird ihr schon während ihrer Doktorarbeit in der Atmosphärenchemie klar, dass die Antwort auf diese Frage nicht nur in einer Fachrichtung zu finden sein kann. Ihr Forschungsansatz vereint daher Aspekte der Chemie, Physik und Ingenieurwissenschaften.

Chemischen Reaktionen, die bei der Verbrennung von fossilen und erneuerbaren Energieträgern eine zentrale Rolle spielen, geht sie mit physikalischen Messtechniken wie Laserverfahren und Massenspektrometrie auf den Grund. Mit den von ihr und ihren Partnern entwickelten Verfahren gewinnt sie direkte Einblicke in das Reaktionsgeschehen und kann so auch rasch reagierende, schnell wieder zerfallende Spurenstoffe nachweisen. Da die technische Umgebung für die Schadstoffbildung eine entscheidende Rolle spielt, nutzt sie hierzu Expertise aus Verfahrenstechnik und Maschinenbau. Und wo Bedingungen im Labor hierfür nicht ausreichen, greifen sie und ihre Kooperationspartner auf Computersimulationen zurück.

Über Landesgrenzen hinaus – Gremientätigkeit und Präsidentschaften

Doch nicht nur verschiedene Wissenschaftsdisziplinen müssen zusammenarbeiten, um die großen globalen Probleme wie zum Beispiel die Umweltverschmutzung zu lösen. Es braucht dazu auch die internationale Kooperation von Forschenden. Katharina Kohse-Höinghaus, die während ihrer aktiven Zeit selbst in verschiedenen Ländern forscht und dabei mehrere Ehrenprofessuren erhält, baut während ihrer Karriere ein Netzwerk auf, das sich über den gesamten Globus spannt. 

Als Präsidentin nationaler und internationaler Fachverbände und Mitglied in zahlreichen namhaften wissenschaftlichen Akademien, Gesellschaften und Gremien weiß sie mit den Rahmenbedingungen und Mechanismen von Forschung und Forschungsförderung umzugehen. Immer ist es ihr ein Anliegen, günstige Bedingungen für Kooperationen „auf Augenhöhe“ mitzugestalten. Denn nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann Forschung erfolgreich und motivierend sein.

Pionierin mit Engagement – teutolab und Mentoring

Mit Naturwissenschaften, Technik, Mathematik fühlen sich viele Menschen überfordert. Damit dies gar nicht erst eintritt, setzt Katharina Kohse-Höinghaus mit einer innovativen Idee ganz früh an.  Als Mutter beobachtet sie selbst, wie Kinder voller Neugierde und Wissensdrang die Welt erforschen. Hieran anknüpfend gründet sie um die Jahrtausendwende an der Universität Bielefeld das teutolab: ein Mitmach- und Experimentierlabor für Schulen. Hier erleben Kinder und Jugendliche Physik, Chemie und Technik zum Anfassen – auch nach inzwischen 25 Jahren mit riesigem Erfolg. Mitmachlabore werden mittlerweile von vielen Universitäten und Forschungsinstituten angeboten – und der ebenfalls mit Bielefelder Beteiligung gegründete Fachverband Lernort Labor feiert 2025 sein 20-jähriges Bestehen.

Katharina Kohse-Höinghaus ist als Pionierin Zeit ihres Lebens „die erste Frau“ in vielen Funktionen. Zu Beginn ihrer Karriere hat sie kein weibliches Rollenmodell. Dies für jüngere Generationen zu ändern, ist ihr ein besonderes Anliegen. So gründet sie 2008 das internationale Netzwerk „Women in Combustion“, in dem sich junge Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Verbrennungsforschung mit anderen Frauen weltweit austauschen. Sie betreut als Mentorin zahlreiche junge Forschende in aller Welt.

Katharina Kohse-Höinghaus übt durch ihre Arbeit einen entscheidenden Einfluss auf die moderne Verbrennungsforschung aus. Ihre wissenschaftlichen Beiträge liefern nicht nur grundlegende Erkenntnisse, sondern ermöglichen auch praktische Anwendungen, die zu einer nachhaltigeren Energiezukunft beitragen. 

Ihr Engagement für internationale Zusammenarbeit, Nachwuchsförderung und junge Wissenschaftlerinnen macht sie zu einer herausragenden Persönlichkeit in der Welt der Wissenschaft, die mit ihrer Leidenschaft für die Forschung und ihrer Vision für eine nachhaltigere Zukunft beeindruckt. 

Mehr über sie im Kontext von 50 Jahren chemischer Forschung erfahren lässt sich in ihrer soeben in der preisgekrönten Reihe „Lebenswerke in der Chemie“ erschienenen Autobiographie „Burning for Science – A Woman in a Technical Field“.